Zöliakie

Erst abklären, dann therapieren

Wer unter Beschwerden leidet, weil er weizenhaltige Lebensmittel zu sich nimmt, kann nur durch eine konsequente glutenfreie Diät eine Besserung seiner Lebenssituation erwarten. Das ist mit erheblichen Einschränkungen der Ernährung sowie sozialen und psychischen Problemen verbunden. Für die Betroffenen ist es deshalb sehr wichtig, dass ihre Erkrankung korrekt diagnostiziert wird.
Etwa zwei von tausend Deutschen leidet unter dieser Zöliakie genannten Nahrungsmittelunverträglichkeit gegenüber dem Weizeneiweiß Gluten. Bei dieser Autoimmunerkrankung löst das ungünstige Zusammenspiel von umweltbedingten und genetischen Faktoren eine Entzündungsreaktion in der Dünndarmschleimhaut mit teilweise sehr unspezifischen Beschwerden des Erkrankten aus. Der daraus folgende Verlust der Dünndarmschleimhaut führt dann zu Resorbtionsstörungen von Vitaminen, Eisen und anderen wichtigen Nahrungselementen. Letztlich führt dieses zu erheblichen Mangelerscheinungen.
„Viele Betroffene kommen auf grund der Mangelerscheinungen zum Arzt. Sie merken erst bei konsequentem Verzicht auf Teig- und Backwaren aller Art den Unterschied“, sagt Dr. Ulrich Tappe, der Experte für Ernährungsfragen vom Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. „Bis heute steht keine medikamentöse Therapie zur Verfügung. Einzig das konsequente Vermeiden von weizenhaltigen Getreideprodukten verspricht Hilfe.“
Im Alltag ist das aber oft schwierig, weil Gluten ein sehr verbreiteter Inhaltsstoff auch und gerade in Fertigprodukten ist. Die Betroffenen müssen deshalb ihre Nahrung mit großer Sorgfalt auswählen. Sie werden von der Angst begleitet, unbeabsichtigt verstecktes Weizeneiweiß zu sich zu nehmen. Das soziale Umfeld reagiert oft irritiert und verständnislos.
Die richtige Diagnose ist vor allem für die Betroffenen wichtig, bei denen die konsequente Glutenenthaltsamkeit nicht dauerhaft zu einer Verbesserung der Beschwerden führt. „In vergleichsweise seltenen Fällen liegt eine sogenannte refraktäre Sprue vor, die langfristig mit einem erhöhten Risiko für eine bösartige lymphatische Tumorerkrankung einher geht“, sagt Dr. Tappe. „Für Verlauf und Therapie der refraktären Sprue sind noch viele Fragen ungeklärt. Deshalb wurde vor drei Jahren eine Registerstudie initiiert, um zielgerechte und realistische Diagnostik- und Therapiepfade entwickeln zu können. Die niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte in Deutschland unterstützen und tragen diese Studie.“