Gesunder Stoffwechsel, kranke Leber

"Allein das erhöhte Körpergewicht stellt bei adipösen Menschen eine große Belastung für die Leber dar", sagt Dr. Karl-Georg Simon, der Leberexperte der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte. "Selbst wenn sie einen gesunden Stoffwechsel haben und nur mäßig Alkohol konsumieren, muss fast ein Drittel dieser Personengruppe damit rechnen, unbemerkt eine Fettleber zu entwickeln."
Die Fettlebererkrankung zieht eine schleichend voranschreitende Schädigung der Leber nach sich. Das Problem: Die Leber ist schmerzunempfindlich, daher macht sie selten Beschwerden, auch wenn ihre Funktion bereits beeinträchtigt ist. Die Folgen für die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung werden sich schon in naher Zukunft erheblich bemerkbar machen. Daher gilt es, dieser Entwicklung rechtzeitig entgegen zu treten.
Eine vor kurzem veröffentlichte Studie hat unter mehr als 75.000 adipösen, aber sonst gesunden Personen mehr als 10.000 Beteiligte entdeckt, die im Laufe der Beobachtungszeit eine Fettleber entwickelt haben. Dabei konnte ein starker Zusammenhang zwischen dem Body-Mass-Index (BMI) und dem Neuauftreten einer Fettlebererkrankung nachgewiesen werden. "Adipöse Personen sollten sich über ihr besonderes Risiko im Klaren sein und regelmäßig einen Leber-Check durchführen lassen", rät Dr. Simon.
Die gute Nachricht ist, dass für die lange schlecht behandelbare Krankheit demnächst neue Medikamente zur Verfügung stehen werden. "Wenn wir dann allerdings nicht genau eingrenzen können, welche Patienten von diesen Therapien profitieren, werden wir im Bereich der gesetzlichen Krankenkassen Schwierigkeiten mit der Verschreibung bekommen", erklärt der Leber-Experte. "Denn die Medikamente werden zunächst teuer sein. Die Kostenträger werden sie nur sehr restriktiv bewilligen."
Der Berufsverband der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte (bng) setzt sich deshalb für ein Register zur Erfassung von Versorgungsdaten ein. Damit könnte die Basis für eine Früherkennung gefährdeter Patienten mit Fettlebererkrankung geschaffen werden. Den Betroffenen könnte ein intensiviertes Therapiemanagement angeboten werden, das eine optimierte Ernährung, Gewichtsabnahme und regelmäßige Bewegung umfasst. Hinzu kommen gegebenenfalls eine Optimierung der Medikation sowie die Therapie von Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus, Bluthochdruck oder Gefäßerkrankungen.

Jeder kann sich schützen - 180.000 Darmkrebsfälle konnten verhindert werden!

"Niemand ist vor Darmkrebs gefeit, aber jeder hat es in der Hand, seine Risiken günstig zu beeinflussen", erklärt der Darmkrebsexperte Dr. Jens Aschenbeck im Interview auf dem Patienten-Portal der niedergelassenen Magen-Darm-Ärzte anlässlich des 15. Jahrestages des gesetzlichen Darmkrebs-Screening-Programms.
Ziel der Darmspiegelung ist es, Krebsvorstufen, sogenannte Polypen, zu erkennen und möglichst sofort abzutragen, damit ein Darmkrebs gar nicht erst entstehen kann. Wenn dennoch ein Tumor im Darm entdeckt wird, dann oft in einer frühen Form und damit sehr gut behandelbar. Dr. Aschenbeck macht deutlich, dass das Screening-Programm alle Erwartungen erfüllt hat. In den Händen versierter Magen-Darm-Ärzte hat sich die Darmspiegelung als ein sehr sicheres Verfahren erwiesen, bei dem es nur selten Komplikationen gibt. Seit Einführung des Screenings erkranken und versterben weniger Menschen in Deutschland an Darmkrebs.
Natürlich gehöre die Untersuchung nicht zu den "Lieblingsbeschäftigungen" der Deutschen, dennoch würden 90 Prozent der Untersuchten die Darmspiegelung wieder durchführen lassen, berichtet der Darmkrebsexperte. Sedierung, die Verwendung von Kohlendioxidgas und die Verringerung der benötigten Menge an Abführmitteln zur Darmreinigung haben Akzeptanz und Verträglichkeit erheblich verbessert.
Das wichtigste Anliegen im Anschluss an den Erfolg des Screening-Programms ist den Magen-Darm-Ärzten die Aufklärung von Angehörigen. Denn Darmkrebs tritt in 25 Prozent der Fälle familiär gehäuft auf. D.h. Angehörige von Darmkrebspatienten haben ein erhöhtes Risiko, ebenfalls zu erkranken. "Deshalb haben wir eine wissenschaftlich begleitete Initiative gestartet, in deren Rahmen wir unser Praxispersonal fortbilden, damit sie Patienten und ihre Angehörigen bei Bedarf über die Risiken informieren können", so Dr. Aschenbeck.